Du betrachtest gerade 27. Freiluftschachturnier der Erwachsenen

27. Freiluftschachturnier der Erwachsenen

Urlaubsantritte in den beginnenden Pfingstferien, ein parallel von der Stadt Ingolstadt ausgerichtetes Schachturnier und unklare bis trübe Wetteraussichten drückten auf die Teilnehmerzahl beim Bücherturmturnier der Erwachsenen. Frau Julia Klier konnte für die ausrichtende Stadt Neuburg ein kleines aber feines Teilnehmerfeld von sechs Teilnehmern begrüßen. Neben fünf Neuburger Vereinsmitgliedern wurde das Feld vom französischen Spieler Augustin komplettiert, der so natürlich in die Gruppe aufgenommen wurde, dass die Unkenntnis seines Nachnamens erst beim Verfassen dieses Berichts auffiel.

In zwei Vorrundengruppen (im Modus Jeder gegen jeden) wurden die vier Qualifikationsplätze für das anschließende K.o.-Turnier ausgespielt. Die Besetzung der Vorrundengruppen wurde dabei ohne Lostöpfe ausgelost. Das führte in diesem Fall dazu, dass die drei nach Wertungszahl stärksten Spieler in Gruppe A direkt aufeinandertrafen, während Gruppe B ebenfalls stark aber etwas ausgeglichener besetzt war. So durfte sich jeder Spieler gewisse Hoffnungen auf das Erreichen der K.o.-Phase machen.

In Gruppe A erwies sich gleich das erste Gruppenspiel als letztlich entscheidend für die beiden Qualifikationsplätze für das Halbfinale. Klaus Richter hatte mit Weiß die von seinem Gegner Zoltan Danyi angebotenen Felderschwächen belagert, so dass dieser sich kaum bewegen konnte. Richter hatte zudem stets ein, zwei Minuten Vorsprung. Danyi zog allerdings sein Zugtempo an und konnte so im Endspiel mit wenigen Sekunden auf der Uhr durch Zeit gewinnen.

In Partie zwei setzte Zoltan Danyi gegen Benedikt Förch auf Königsangriff und erlaubte eine Kompromittierung seiner Bauernstruktur am Damenflügel. Der Königsangriff drang jedoch nicht durch, so dass hier in einer turbulenten Schlussphase die Damenflügelschwächen den Ausschlag zugunsten von Schwarz gab.

In der letzten Partie der Vorrunde legte Förch seine Partie gegen Richter ruhig an, der mit Schwarz unbedingt gewinnen musste, um noch ein Stechen um den Halbfinaleinzug zu erreichen – eine undankbare Aufgabe. Hier drehte sich das Mittelspiel nach dem weißen Bauernvorstoß c4-c5 um die Frage, ob die dadurch entstandene Felderschwäche auf d5 schwerer wiegt als der (durch einen nun festgelegten eigenen Bauern c6) schlechte schwarze weißfeldrige Läufer. Im Partieverlauf hatte Weiß hier durchweg die angenehmere und leichter zu spielende Stellung. Ein schwarzer Gegenspielversuch kostete im Endspiel einen wichtigen Bauern. Bei drohendem weiteren Materialverlust fiel hier auch noch die Zeit.

Damit hatten sich Benedikt Förch und Zoltan Danyi in Gruppe A für das Halbfinale qualifiziert.

Gruppe B konnte vom Berichterstatter nicht in gleichem Umfang verfolgt werden. Hier war jede Partie stark umkämpft und am Ende setzte sich Robert Winkler vor dem sensationell aufspielenden Augustin durch. Dem Setzlistenersten der Gruppe B, Harald Neumeier (1648 DWZ), blieb nur das knappe Ausscheiden als Dritter.

Im Halbfinale traf der jeweilige Gruppenerste mit Weiß auf den Gruppenzweiten der anderen Gruppe. Benedikt Förch konnte sich in einem positionellen Kampf mit Augustin durchsetzen, musste dessen ungewöhnliche Klasse für einen Spieler ohne Wertungszahl aber neidlos anerkennen.

Robert Winkler kämpfte lange gegen Zoltan Danyi, hatte am Ende aber das Nachsehen am Königsflügel und auf der Uhr.

Im Spiel um Platz 3 zeigte Robert Winkler gegen Augustin neue ungeahnte Qualitäten: Nachdem ein Londoner System in einem geschlossenen und etwas ausgeglichenen Endspiel mit beiderseits noch 90 Sekunden Bedenkzeit gipfelte, legte Winkler, der sonst kein Blitzturnier mitspielt, einen atemberaubenden Tempowechsel an den Tag, mit dem er die Partie auf Zeit gewann. Nebenbei hatte sich die zuvor ausgeglichene Stellung in eine gewonnene verwandelt. Auch wenn es für Augustin nicht ganz für einen Platz auf dem Podium gereicht hat, ist das Erreichen der K.o.-Phase ein bedeutender Erfolg, der ihn zu weiteren Turnierteilnahmen ermutigt, vielleicht bereits beim Ottheinrich-Turnier (beim Schloßfest).

Im Finale wiederholte sich die Paarung Zoltan Danyi gegen Benedikt Förch. Danyi, der in der Gruppenphase mit 1.e4 eröffnete und mit dem Ausgang der Partie nicht zufrieden war, wechselte zu 1.d4. Im Zuge eines ausgleichenden Bauernhebels musste Förch einigen Figurenabtausch zulassen, so dass die entstehende Stellung recht ungefährliche aussah. Ein schneller Zug von Danyi kostete jedoch eine Qualität und wenig später ein zweiter einen Bauern. Als im Endspiel dann noch ein erzwungener Damenabtausch alle Chancen auf einen Lucky Punch zunichte machte, war das Finale zugunsten von Förch entschieden.

Die Sieger des Bücherturmturniers der Erwachsenen: Robert Winkler (3.), Benedikt Förch (1.) und Zoltan Danyi (2.)
Foto: Julia Klier (Stadt Neuburg) – herzlichen Dank!

Schreibe einen Kommentar